21. August 2016 Ferdinand Flatz

Oberflächen aufgetischt

Am Frühstückstisch bemerkte ich heute Morgen, dass dieser um eine ungewollte Zeichnung reicher geworden ist: vier tiefe, helle und mehr oder weniger parallel verlaufende Kratzer in der geölten Oberfläche. Die Übeltäter, unsere kämpferisch-spielenden Katzen, die vergessen hatten ihre Krallen einzufahren (und eigentlich sowieso nichts auf dem Tisch zu suchen haben), waren schnell identifiziert. Den Gedanken „Das müsste der Tisch doch eigentlich aushalten“ verwarf ich auf der Stelle wieder, denn Holz ist und bleibt ein Naturmaterial. Wenn dann hätte ich bei der Oberflächenwahl von Anfang an anders entscheiden müssen. Doch welche wäre je nach Gebrauch, Pflegeaufwand und Grad der Natürlichkeit die Richtige gewesen?

Der Esstisch …

… für junge Stammgäste: Für diese Zielgruppe wird der Esstisch gerne auch zum Schreib-, Bastel- oder Spieltisch umfunktioniert – ein alles in einem Möbelstück eben. Dementsprechend kommen hohe Anforderungen auf die Tischoberfläche zu. Solche reichen von nassen Glasböden – nein, es ist nicht die natürlichste Sache der Welt ist, ein Glas auf einen Untersetzer zu stellen – über Zirkel und Scheren bis hin zu fettigen Fingern dank der Chips-Schale neben dem Spielbrett. Diesen Herausforderungen sind belegte oder auch lackierte Tischplatten am besten gewachsen, da sie wenig bis keine Flüssigkeiten aufsaugen und nicht besonders kratzempfindlich sind. Diese Eigenschaften bringen auch einen geringen Pflegeaufwand mit sich, wobei dafür eine weniger natürlich aussehende Oberfläche in Kauf genommen werden muss.

… als ausgelassener Erwachsenentreffpunkt: Die Natürlichkeit wird im Vergleich dazu mit einer geölten oder neuerdings auch naturmatt lackierten Tischoberfläche besser erhalten. Wie dem im Leben so ist, hat die dies aber nicht nur die allerbesten Auswirkungen, denn der Schutz vor Flüssigkeiten und auch die Kratzempfindlichkeit sind bei dieser Variante geringer. So kann es auch mal vorkommen, dass Flecken bleiben. In unserem Fall hat sich Daheim beispielsweise eine Essigflasche und ein Teil ihres Inhalts verewigt. Trotz oder vielleicht genau wegen dieser geringfügigen Makel, denen durch gute Pflege vorgebeugt werden kann, und durch Achtsamkeit vermieden werden können, fällt die Oberflächenwahl am häufigsten auf diese Variante – wohlgemerkt auch mit Kindern Haushalt.

… für Auswärts-Esser: Wer den Tisch nur der Optik wegen braucht oder sich dazu bereit erklärt gut auf ihn aufzupassen, kann die Oberfläche auch ganz roh lassen, wobei sich dafür nur gewisse Holzarten eignen. Der Natur pur Effekt lässt sich auch durch Laugen oder Lasieren erhalten. Die Widerstandskraft des Materials steigt dadurch zwar, aber nur in recht geringem Ausmaß. So schön diese Esstische sein mögen, sollte man sich vorher unbedingt die Frage stellen, wie sehr man sich tagtäglich um dieses Möbelstück bei häufigem Gebrauch kümmern möchte.

Kurzum das Fazit: umso natürlicher, desto empfindlicher die Tischoberfläche. Durch Abwägen der beiden Aspekte lässt sich aber bestimmt die optimale Lösung für jeden Haushalt finden.

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